Dies ist kein Ort für die Weitergabe politischer Ansichten. Jedoch werden in neuerer Zeit immer mehr sozialkritische Fragen zum Zusammenhang zwischen Geld und Glück bzw. Lebenszufriedenheit gestellt, und es gibt mittlerweile relativ belastbare wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse, die uns darüber Auskunft geben. Was man daraus für konkrete Folgerungen zieht und wie man sie umsetzt - darüber sollen unsere Volksvertreter in eigener Zuständigkeit entscheiden. Sie sollen nur bitte keine Ziele verfolgen, die diesen Erkenntnissen von vornherein zuwiderlaufen.
Geld regiert ja bekanntlich die Welt. Deshalb steht es oft im Mittelpunkt menschlichen Strebens - man hat das Gefühl, dass es immer zu wenig davon gibt. Doch macht es glücklich? Nun, es gibt Untersuchungen, die belegen, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Geld und Glück gibt - wächst der Kontostand, zieht das Glück mit. Aber nur bis zu einem bestimmten Niveau: Ab einem gewissen Durchschnittseinkommen eines Haushalts pro Jahr (diese Zahl wird zum Beispiel in einer neueren Untersuchung, mit 75.000 Dollar beziffert), läuft das Geld dem Glück davon. Das heißt, dass mehr Moneten in puncto Glück und Lebenszufriedenheit nichts oder nur sehr wenig mehr bringen (sog. Easterlin-Paradoxon). Um dann noch glücklicher zu werden, bedarf es anderer Umstände, die Geldvermehrung spielt keine Rolle mehr.
Interessant ist auch der gesamtgesellschaftliche Zusammenhang. Mag ein Land "rechnerisch" reich sein, muss dies nicht unbedingt heißen, dass die Menschen dort im Durchschnitt glücklich sind. Professor Richard Wilkinson hat mit einer interessanten Methode herausgefunden, dass soziale Ungleichheit, das heißt die Einkommensunterschiede innerhalb einer Gesellschaft, dem Glück abträglich ist, egal wie hoch das Bruttoinlandsprodukt ist. Dazu hat er Statistiken über die soziale Ungleichheit von Menschen in verschiedenen Ländern (und in verschiedenen US-Bundesstaaten) mit Statistiken über Faktoren verglichen, die auf ein gutes Zusammenleben hindeuten, so zum Beispiel über die Lebenserwartung, Selbstmordrate, Substanzabhängigkeit, Teenagerschwangerschaften, Vertrauen von Menschen untereinander usw. Bei ausnahmslos allen Vergleichen zeichnete sich ab, dass mit steigender Ungleichheit auch der jeweils untersuchte Umstand der Lebenszufriedenheit ins Negative rutscht. Dies galt übrigens jeweils auch für reiche Schichten einer ungleichen Gesellschaft gleichermaßen, so dass Geld auch insoweit keinen nennenswerten Schutz vor Unglücklichsein bot. Nun muss ein Zusammentreffen von zwei Statistiken zwar nicht zwingend auf einen kausalen Zusammenhang hinweisen (sog. "cum hoc ergo propter hoc"-Fehlschluss). Doch es wäre schon sehr unwahrscheinlich, dass derselbe zufällige Zusammenhang sich immer und immer wieder wiederholen würde, ohne dass es eine kausale Beziehung gäbe.
Sehr interessant in diesem Zusammenhang sind in jüngster Zeit vorgenommene Untersuchungen über den Einfluss von Geld auf den Gemütszustand einzelner Menschen. In einer Studie der University of California stellte man beispielsweise fest, dass mit dem steigenden Einkommen auch die Rücksichtslosigkeit Mitmenschen gegenüber ansteigt. Obwohl man mit guten Gründen argumentieren kann, dass umgekehrt von vornherein gierige Egoisten auch eher reich werden, ist die Kausalbeziehung durch andere Experimente, insbesondere von Kathleen Vohs von der University of Minnessota immer wieder bestätigt worden. Bekamen Menschen Geld oder dachten sie sogar lediglich daran, waren sie eher selbstbezogen und weniger hilfsbereit als die geldlosen Kontrollgruppen. Geld verdirbt also sprichwörtlich den Charakter. Eine weitere Folge der ungleichen Einkommensverteilung ist daher die tendenzielle Zunahme von Drecksäcken in der Oberschicht - gerade der Personengruppe mit der größten Möglichkeit, in der Gesellschaft etwas zu bewegen.
Um eine gesunde Gesellschaft mit glücklichen Menschen zu haben, braucht man also in monetärer Hinsicht ein finanzielles Mindestfundament und eine Gesellschaft ohne große Schere zwischen Arm und Reich. Wie man dahin kommt - kluge Politiker vor!
Dienstag, 28. Februar 2012
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