Mittwoch, 12. Dezember 2007

Der Exorzist

Das hier links ist Mr. James Randi. Er arbeitete 30 Jahre lang als Zauberkünstler und Magier und kennt sich deshalb wunderbar mit den gängigen Methoden und Tricks aus, die es einem ermöglichen, Menschen zu betrügen, zu täuschen, hinters Licht zu führen und ihnen was vorzugaukeln. Berühmt geworden ist er, als er 1972 merkte, dass der angeblich übersinnlich begabte Israeli Uri Geller, der damals mit seinen "Fähigkeiten" beachtliche TV-Erfolge erzielte, mit denselben Tricks arbeitete wie er selbst. Er forderte ihn öffentlich heraus und warf ihm vor, gar keine paranormalen Talente zu besitzen. Das Ganze endete in einer Schadensersatzklage Gellers, insbesondere nachdem er in der "Tonight Show" nach einer durch Randi empfohlenen Abwandlung der geplanten "paranormalen" Demonstration vor einem Millionenpublikum kläglich scheiterte.

Dies gab Randi den Ansporn, es sich zur Lebensaufgabe zu machen, Scharlatane, Quacksalber und Betrüger zu entlarven, die vorgeben, übersinnliche Kräfte zu besitzen, und mit diesen Märchen gutes Geld verdienen. Mit Hilfe eines noch unbekannten Spenders errichtete er eine Stiftung, die James Randi Educational Foundation (JREF). Die Stiftung hat nur eine einzige Aufgabe - demjenigen sofort 1.000.000 $ auszuzahlen, der unter vorher gemeinsam abgesprochenen und kontrollierten Bedingungen eine paranormale Fähigkeit oder ein übersinnliches Phänomen demonstrieren kann. Das Geld ist da, jeder kann sich bewerben. Zusammen wird vorher vereinbart und jeweils vertraglich festgelegt, welches Ergebnis als "Erfolg" zu gelten hat.

Die Tatsache, dass sich die "1 Mio. Dollar Challenge" in entsprechenden Kreisen schon viel herumgesprochen hat, sich wöchentlich mehrere Leute bewerben (bisher insg. ca. 400), und trotzdem seit der Gründung im Jahre 1996 noch nicht ein einziger gewonnen hat, gibt einem kritischen Geist zu denken. Was haben sich da nicht für Figuren angemeldet: Aura-Seher, Wünschelrutengänger, Menschen, die mit Seelen von Toten reden, Gedanken lesen oder übertragen, oder auch eine Dame, die Menschen qua Geisteskraft angeblich dazu bringen kann, sich in die Hose zu pinkeln. Keiner hatte eine Chance. Dabei ist der Exorzist Randi gar nicht verschlossen oder unbarmherzig - die Regeln des Experiments bestimmen die Kandidaten mit ihm zusammen.

Auch kann man sich nicht mit "Ich brauche seine Million gar nicht, ich weiß, dass ich's kann" rausreden. Denn erstens kann man das Geld, wenn man es selbst nicht braucht, kranken Kindern oder hungernden Afrikanern spenden. Und zweitens wäre eine kontrollierte Demonstration solcher Phänomene ein derart archaischer Paradigmenwechsel in der modernen Wissenschaft, wie es ihn vielleicht seit Galilei, Bohr und Einstein nicht gegeben hat. Der Menschheit dieses Wissen und diesen Fortschritt zu verweigern, wäre egoistisch und amoralisch.

Es drängt sich aus diesem Erfahrungsschatz also ein Schluss auf - es gibt schlicht keine übersinnlichen Phänomene. Keine immateriellen Sphären, keine Geister, keine heilenden Schwingungen, keine Gedankenübertragung, keine Telekinese. Die Welt ist hoffnungslos mechanisch. Nur beispielsweise und stellvertretend für den ganzen Rest seien hier die folgenden "Wunder" als durchaus profaner Natur entlarvt:

- die Seele wiegt nicht, wie es mal behauptet wurde, 21 Gramm: Vielmehr ist für die gemessene Gewichtsreduktion von 21 Gramm kurz nach dem Tod eines Menschen der vorübergehende Anstieg der Körpertemperatur verantwortlich, der durch die fehlende Kühlung durch die Lungen daherkommt. Dieser verursacht wiederum ein leicht vermehrtes Schwitzen, durch das die 21 Gramm Flüssigkeit aus dem Körper verdunsten,
- für Uri Gellers "Paradeeffekt" des Löffelverbiegens gibt es mehrere seit Jahren bekannte "herkömmliche" Methoden - gezeigt zB hier, hier und hier,
- Menschen, die vorgeben, sich mit dem "Jenseits" zu unterhalten, benutzen ebenfalls durchaus weltliche Methoden. Zentral ist insbesondere das sog. "Cold Reading" - das Beschaffen von Informationen durch Trickfragen - oder sogar das unverschämte sog. "Hot Reading" - das Besorgen dieser Infos insgeheim vor der Vorführung etwa durch Verwicklung des Besuchers in Gespräche mit unerkannt auftretenden Komplizen oder durch Verwenden seiner Kreditkartendaten, mit denen er das Ticket bezahlt hatte,
- die levitierenden Fakire sind schlicht Trickbetrüger.


Die Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Jeder, der das Gegenteil behauptet, möge sich zum kontrollierten Test anmelden - oder, wie man bei einer anderen Gelegenheit sagt, "für immer schweigen". Brustvergrößerung durch Handauflegen klappt also doch nicht. Wie schade!

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